Am 1. Februar 2020 wurde der BREXIT offiziell vollzogen, dreieinhalb Jahre nach dem Referendum Mitte 2016. Neben der Bestürzung über einen Austritt der Briten aus der Europäischen Union wurden Wunschphantasien geschürt. Einige Städte wie Frankfurt, Paris und Dublin hofften von dem Brexit zu profitieren. „Für Frankfurt gab es die Hoffnung, dass mehr als 10.000 Arbeitsplätze aus dem Königreich nach Frankfurt verlagert würden“, erinnert Oliver Schön, Geschäftsführer von blackolive advisors GmbH, Mitglied im Netzwerk der German Property Partners (GPP).
Tatsächlich schien es im Jahr 2017 als ob einige Unternehmen sich auf den Brexit vorbereiten und zusätzliche Fläche anmieteten. So sicherte sich Morgan Stanley laut blackolive Recherche im dritten Quartal 2017 eine Fläche von rund 10.000 m² im sich damals im Bau befindlichen Omniturm, allerdings setzten sie im Gegenzug auch rund 5.500 m² frei. Knapp 10.000 m² mietete Goldmann Sachs im 4. Quartal 2017 im Bauprojekt Marienturm an, aber auch diese Bank macht an anderer Stelle rund 4.400 m² frei. Diese beiden Anmietungen blieben nach Angaben von blackolive bis heute auch die größten Brexit-induzierten Anmietungen, darüber hinaus gab es noch wenige kleinerer sogenannter Brexit-Anmietungen zwischen 200 m² und 3.600 m².
Nach nunmehr vier Jahren seit dem Referendum wurden insgesamt nur wenig Expansionsflächen angemietet. Eine weitere Hoffnung war die Ansiedlung neuer Banken durch den Brexit. Auch dieser Wunsch wurde nur sehr schwach Wirklichkeit, gerade mal drei Banken haben sich wahrscheinlich wegen des Brexits mit Flächen zwischen 200 m² und 600 m² neu in Frankfurt niedergelassen. blackolive, Oliver Schön: „Statt neue Flächen für eine Expansion anzumieten, warteten viele Banken erstmal ab und rückten - wenn überhaupt nötig - in bestehenden Flächen zusammen. Insgesamt sind bislang kaum neue Mitarbeiter aus dem Vereinigten Königreich gekommen“.
Der erhoffte starke Leerstandsabbau durch den Brexit hat sich also nur in ganz geringem Maße erfüllt. Dagegen hat die parallel fortschreitende Konsolidierung sowie die Sparmaßnahmen seitens der Banken weitere Arbeitsplätze wegfallen lassen. Der Brexit konnte diese Entwicklung nicht ansatzweise kompensieren.
blackolive beobachtet, dass die aktuelle Pandemie das flexible Arbeiten und die Tätigkeit im Home-Office in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen. Das Home-Office wird nachhaltig einen Anteil von 10-15% der Arbeitsplätze betreffen. Dies schafft Platz für temporäre, eventuell sogar in Zukunft doch benötigte Brexit-induzierte Arbeitsplätze. Zudem sind Reisen zwischen zwei Ländern ja auch aktuell kein Mittel der Wahl. So werden wohl noch weniger Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz weit entfernt von ihren Familien wählen, zu groß ist die Unsicherheit, wann man sich wiedersehen kann. „Eine weitere Verlagerung von Arbeitsplätzen wird folglich frühstens und wenn überhaupt dann erfolgen, wenn es wirksame Mittel gegen die Pandemie gibt“, sagt Oliver Schön, Geschäftsführer von blackolive.